Leitfaden

Selbsthilfegruppen: Gemeinsam stark durch schwere Zeiten

In unseren Selbsthilfegruppen findest du einen geschützten Rahmen für offene Gespräche und gegenseitige Unterstützung. Unabhängig von deinem Wohnort – hier triffst du auf Menschen, die verstehen, was du durchmachst, weil sie Ähnliches erlebt haben.

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Visuelle Einführung

Schwarz-weiße Skizze eines Mannes
Weiße und blaue Neonlicht-Werbung mit "Liebe"
Linke Hand einer Person auf violettem Stoff
Eine Gruppe von Händen hält einander
Photo by Iwaria Inc. on Unsplash
Eine Gruppe von Menschen mit zusammengelegten Händen
Eine Gruppe von Menschen, die sich an den Händen halten
Photo by Iwaria Inc. on Unsplash
Menschen verschiedener Hautfarben geben sich in einem Kreis Faustgruß
Ein Schild mit der Aufschrift "Den Leuten ist egal, wie viel du weißt, wie sehr du"
Photo by Suraj Tomer on Unsplash
Menschen, die an der Straße spielen
Person mit Silberring und langärmeligem weißem Hemd
Aufkleber an einem Pfahl mit der Aufschrift "Anderen zu helfen, hilft dir selbst"
Hände sind ineinander verschränkt und zeigen Unterstützung und Verbundenheit
Eine Gruppe von Menschen mit zusammengelegten Händen
Photo by Leo_Visions on Unsplash
Eine Gruppe von Menschen, die ihre Hände ausstrecken
Eine Gruppe von Menschen, die sich an den Händen halten
Photo by Mark Agard on Unsplash
Vogelperspektive auf einen Mann und eine Frau, die sich an den Händen halten
Braune und schwarze runde Dekoration zum St. Patrick's Day
Photo by DICSON on Unsplash
Ein Holzblock mit der Aufschrift "Menschen" neben einem Blumenstrauß
Photo by Alex Shute on Unsplash
Ein Holzblock mit der Aufschrift "Sorge" auf einem Tisch
Eine Gruppe von Kindern, die um einen roten Stuhl herumspielen

Erwartung

Die Flyer am schwarzen Brett meiner Hausarztpraxis fielen mir ins Auge. 'Selbsthilfegruppe - Neuanfang wagen' stand da in großen Buchstaben. Meine Finger zitterten leicht, als ich eine der Kontaktkarten abriss. Die Arzthelferin hinter dem Tresen bestätigte, dass dies ein guter Anfang sei. Zu Hause zögerte ich wochenlang, die Nummer zu wählen. Was, wenn mich keiner versteht? Wenn ich die Einzige mit meinem Problem bin? Der Gedanke, mich Fremden zu öffnen, ließ mir den Magen verkrampfen. Doch der Leidensdruck wurde stärker als die Angst.

Eintauchen

Der Raum war geprägt von einer angenehmen Atmosphäre. Ich schlich mich auf Zehenspitzen herein, doch die Runde unterbrach ihr Gespräch. Eine ältere Dame mit freundlichen Lachfältchen begrüßte mich als neue Teilnehmerin. Der Stuhl neben ihr war frei. Während ich mich setzte, hörte ich das leise Klicken der Heizung und das Rascheln von Notizblöcken. Als ich endlich zu sprechen begann, nickten die anderen verständnisvoll. Der Mann mir gegenüber seufzte und bestätigte, dass er das nur zu gut kenne. Sein Blick verriet mehr als Worte. Draußen prasselte der Regen gegen die Fenster, während im Raum eine seltsame Wärme aufstieg. Beim gemeinsamen Kaffeetrinken entstand eine entspannte Atmosphäre. Meine Sitznachbarin bestärkte mich mit einem ermutigenden Händedruck, dass wir das gemeinsam schaffen würden.

Reflexion

Beim Verlassen des Gemeindezentrums blinzelte ich in die späte Nachmittagssonne. Der Regen hatte aufgehört, und die Luft roch frisch nach Sommerregen. In meiner Tasche steckte ein zerknüllter Zettel mit Telefonnummern - nicht nur für die nächsten Treffen, sondern auch für Krisenzeiten dazwischen. Die Fahrt nach Hause kam mir plötzlich viel kürzer vor als am Morgen. In der überfüllten Bahn bemerkte ich, wie sich meine Schultern entspannten. Zum ersten Mal seit Monaten fühlte ich mich nicht mehr allein mit meinen Gedanken. Mittlerweile gehe ich selbst auf Neue zu und lächle, wenn ich die Unsicherheit in ihren Augen sehe. Denn ich weiß jetzt: Manchmal findet man Familie nicht im Stammbaum, sondern in einem Kreis von Menschen, die einen verstehen.

Viele Menschen leiden zeitweise unter psychischen Beschwerden. In der Gruppe werden Herausforderungen leichter erträglich, wenn man sie mit anderen teilt. Untersuchungen legen nahe, dass soziale Unterstützung möglicherweise helfen kann, Stress zu reduzieren und die psychische Widerstandskraft zu stärken.
In unseren Gruppen treffen Sie auf Menschen, die Ähnliches durchgemacht haben. Dies schafft ein einzigartiges Verständnis, das selbst enge Freunde oft nicht bieten können. 'Endlich jemand, der mich versteht', hören wir häufig von neuen Teilnehmern.
Von Ärztelisten über Büchertipps bis hin zu Bewältigungsstrategien - unsere Mitglieder teilen bewährte Alltagshilfen. Viele Gruppen erstellen gemeinsam Merkblätter mit lokalen Anlaufstellen und Notfallkontakten.
Das Aussprechen von Ängsten und Sorgen in einem geschützten Rahmen wirkt wie ein Druckventil. Viele berichten von einem 'Befreiungsgefühl' nach den Treffen. Die gemeinsamen Gespräche öffnen oft neue Perspektiven auf scheinbar ausweglose Situationen.
Durch das Helfen anderer und das Erleben eigener Fortschritte wächst das Selbstvertrauen. 'Ich habe gemerkt, dass ich nicht hilflos bin', berichtet eine Teilnehmerin nach einem halben Jahr in der Gruppe.
Viele Gruppen entwickeln sich zu stabilen sozialen Netzwerken, die über die eigentliche Gruppensituation hinaus Bestand haben. Gemeinsame Aktivitäten wie Wanderungen oder Kulturveranstaltungen stärken den Zusammenhalt.
Die meisten Gruppen sind kostenfrei oder erbitten eine kleine Spende. Viele Krankenkassen erkennen die Teilnahme an und können auf Antrag die Fahrtkosten übernehmen.
  1. Informieren: Durchstöbere die Datenbank der zuständigen Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfegruppen
  2. Anrufen: Die meisten Gruppen haben eine Ansprechperson für Neulinge. Ein kurzes Telefonat nimmt die erste Nervosität.
  3. Schnuppern: Komm einfach mal unverbindlich vorbei - viele Gruppen bieten spezielle Kennenlern-Termine an.
  4. Zuhören: Du musst nicht gleich beim ersten Mal reden. Viele fühlen sich wohler, erstmal nur zuzuhören.
  5. Dranbleiben: Gib der Gruppe mindestens drei Treffen Zeit, bevor du entscheidest, ob sie zu dir passt.
  6. Mitnehmen: Nimm dir nach den Treffen Zeit zur Verarbeitung. Ein Spaziergang an der frischen Luft hilft oft beim Sortieren der Gedanken.
  7. Teilen: Wenn du dich sicher fühlst, teile deine eigenen Erfahrungen. Aber nur so viel, wie du möchtest.
  • Bereitschaft zur regelmäßigen Teilnahme (einmal pro Woche oder 14-tägig)
  • Offenheit für zwischenmenschliche Begegnungen
  • Respekt vor der Vertraulichkeit der Gruppe (Schweigepflicht)
  • Ein internetfähiges Gerät für Online-Treffen (optional)
  • Etwas zu trinken (Tee und Wasser werden gestellt)
  • Bequeme Kleidung, in der Sie sich wohlfühlen

Unsere Gruppen werden von zertifizierten Moderatoren geleitet und folgen klaren Regeln der Vertraulichkeit (Schweigepflicht). Wir achten auf einen respektvollen Umgang und schließen Diskriminierung aus. Barrierefreie Zugänge werden angeboten. Bei akuten Krisen wenden Sie sich bitte an die Telefonseelsorge oder den ärztlichen Bereitschaftsdienst (kostenfrei erreichbar).

Typischerweise beginnen wir mit einer Vorstellungsrunde, gefolgt von einem thematischen Austausch in der Runde. Jeder kommt zu Wort, aber niemand muss etwas sagen. Wir beenden das Treffen meist mit einer Abschlussrunde, in der jeder kurz zusammenfasst, wie es ihm jetzt geht. Dazwischen gibt es oft eine kleine Pause mit Tee und Keksen.
Die Datenbank der zuständigen Kontakt- und Informationsstelle listet zahlreiche Gruppen in der gesamten Region auf. Alternativ können Sie sich an Ihre Krankenkasse, das örtliche Gesundheitsamt oder eine psychosoziale Beratungsstelle wenden. Viele Städte haben auch eigene Selbsthilfe-Kontaktstellen.
Auf keinen Fall! Viele Teilnehmer nutzen nur ihren Vornamen oder ein Pseudonym. Die Schweigepflicht gilt für alle Anwesenden. Viele Gruppen treffen sich auch in neutralen Räumen wie Gemeindehäusern, wo man unerkannt kommen und gehen kann.
Die meisten Gruppen sind kostenlos oder erbitten eine kleine Spende für Raummiete und Materialien. Manche Krankenkassen übernehmen auf Antrag sogar die Fahrtkosten. Kommerzielle Angebote müssen ihre Kosten transparent machen.
Ja, viele Gruppen bieten mittlerweile Video-Treffen an. Die Zugangsdaten erhalten Sie nach Anmeldung per E-Mail. Für Technik-Muffel gibt es oft auch telefonische Alternativen.
In professionell begleiteten Gruppen können Sie sich an die Moderation wenden. Grundsätzlich gilt: Sie müssen nicht mit jedem klarkommen, aber Respekt und Höflichkeit sind Pflicht. Bei Konflikten vermittelt die Gruppenleitung oder Sie wechseln in eine Parallelgruppe.
Natürlich! Einfach der Gruppenleitung Bescheid sagen, damit man nicht um Sie besorgt ist. Viele verabschieden sich aber bewusst von der Gruppe, um den Abschied zu gestalten.
Die meisten Gruppen tauschen Notfallkontakte aus oder verweisen an professionelle Hilfsangebote. Wichtig: Bei akuten Krisen wenden Sie sich bitte an die Telefonseelsorge oder den ärztlichen Bereitschaftsdienst.
Ja, viele Therapeuten empfehlen Selbsthilfegruppen sogar als Ergänzung zur Therapie. Bitte besprechen Sie dies aber mit Ihrem Therapeuten, damit beide Unterstützungsangebote gut aufeinander abgestimmt sind.
Das ist ganz unterschiedlich. Manche bleiben nur wenige Monate, andere jahrelang. Die meisten Gruppen empfehlen, sich nach etwa einem Jahr zu überlegen, ob man weiterhin regelmäßig teilnehmen möchte. Einige wechseln dann in eine 'Ehemaligen'-Gruppe oder werden selbst Gruppenleiter.
Das ist völlig normal! Viele Gruppen bieten vor dem ersten Treffen ein kurzes Kennenlerngespräch an. Oder Sie bringen eine Vertrauensperson mit - das ist in den meisten Gruppen kein Problem. Einfach vorher kurz Bescheid sagen.
Ja, viele Erkrankungen haben parallele Gruppen für Betroffene und Angehörige. Oft gibt es auch gemischte Gruppen, wo beide gemeinsam über die Herausforderungen im Zusammenleben sprechen können. Fragen Sie einfach bei der Gruppenleitung nach.

Erlebe, wie befreiend gemeinsames Teilen sein kann