Selbsthilfegruppen: Gemeinsam stark durch schwere Zeiten
In unseren Selbsthilfegruppen findest du einen geschützten Rahmen für offene Gespräche und gegenseitige Unterstützung. Unabhängig von deinem Wohnort – hier triffst du auf Menschen, die verstehen, was du durchmachst, weil sie Ähnliches erlebt haben.
Visuelle Einführung
Erwartung
Die Flyer am schwarzen Brett meiner Hausarztpraxis fielen mir ins Auge. 'Selbsthilfegruppe - Neuanfang wagen' stand da in großen Buchstaben. Meine Finger zitterten leicht, als ich eine der Kontaktkarten abriss. Die Arzthelferin hinter dem Tresen bestätigte, dass dies ein guter Anfang sei. Zu Hause zögerte ich wochenlang, die Nummer zu wählen. Was, wenn mich keiner versteht? Wenn ich die Einzige mit meinem Problem bin? Der Gedanke, mich Fremden zu öffnen, ließ mir den Magen verkrampfen. Doch der Leidensdruck wurde stärker als die Angst.
Eintauchen
Der Raum war geprägt von einer angenehmen Atmosphäre. Ich schlich mich auf Zehenspitzen herein, doch die Runde unterbrach ihr Gespräch. Eine ältere Dame mit freundlichen Lachfältchen begrüßte mich als neue Teilnehmerin. Der Stuhl neben ihr war frei. Während ich mich setzte, hörte ich das leise Klicken der Heizung und das Rascheln von Notizblöcken. Als ich endlich zu sprechen begann, nickten die anderen verständnisvoll. Der Mann mir gegenüber seufzte und bestätigte, dass er das nur zu gut kenne. Sein Blick verriet mehr als Worte. Draußen prasselte der Regen gegen die Fenster, während im Raum eine seltsame Wärme aufstieg. Beim gemeinsamen Kaffeetrinken entstand eine entspannte Atmosphäre. Meine Sitznachbarin bestärkte mich mit einem ermutigenden Händedruck, dass wir das gemeinsam schaffen würden.
Reflexion
Beim Verlassen des Gemeindezentrums blinzelte ich in die späte Nachmittagssonne. Der Regen hatte aufgehört, und die Luft roch frisch nach Sommerregen. In meiner Tasche steckte ein zerknüllter Zettel mit Telefonnummern - nicht nur für die nächsten Treffen, sondern auch für Krisenzeiten dazwischen. Die Fahrt nach Hause kam mir plötzlich viel kürzer vor als am Morgen. In der überfüllten Bahn bemerkte ich, wie sich meine Schultern entspannten. Zum ersten Mal seit Monaten fühlte ich mich nicht mehr allein mit meinen Gedanken. Mittlerweile gehe ich selbst auf Neue zu und lächle, wenn ich die Unsicherheit in ihren Augen sehe. Denn ich weiß jetzt: Manchmal findet man Familie nicht im Stammbaum, sondern in einem Kreis von Menschen, die einen verstehen.
- Informieren: Durchstöbere die Datenbank der zuständigen Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfegruppen
- Anrufen: Die meisten Gruppen haben eine Ansprechperson für Neulinge. Ein kurzes Telefonat nimmt die erste Nervosität.
- Schnuppern: Komm einfach mal unverbindlich vorbei - viele Gruppen bieten spezielle Kennenlern-Termine an.
- Zuhören: Du musst nicht gleich beim ersten Mal reden. Viele fühlen sich wohler, erstmal nur zuzuhören.
- Dranbleiben: Gib der Gruppe mindestens drei Treffen Zeit, bevor du entscheidest, ob sie zu dir passt.
- Mitnehmen: Nimm dir nach den Treffen Zeit zur Verarbeitung. Ein Spaziergang an der frischen Luft hilft oft beim Sortieren der Gedanken.
- Teilen: Wenn du dich sicher fühlst, teile deine eigenen Erfahrungen. Aber nur so viel, wie du möchtest.
- Bereitschaft zur regelmäßigen Teilnahme (einmal pro Woche oder 14-tägig)
- Offenheit für zwischenmenschliche Begegnungen
- Respekt vor der Vertraulichkeit der Gruppe (Schweigepflicht)
- Ein internetfähiges Gerät für Online-Treffen (optional)
- Etwas zu trinken (Tee und Wasser werden gestellt)
- Bequeme Kleidung, in der Sie sich wohlfühlen
Unsere Gruppen werden von zertifizierten Moderatoren geleitet und folgen klaren Regeln der Vertraulichkeit (Schweigepflicht). Wir achten auf einen respektvollen Umgang und schließen Diskriminierung aus. Barrierefreie Zugänge werden angeboten. Bei akuten Krisen wenden Sie sich bitte an die Telefonseelsorge oder den ärztlichen Bereitschaftsdienst (kostenfrei erreichbar).